Freitag, 20. November 2009

Loki del Mar



Unser Hostel in Máncora war die einzige Unterkunft, die zumindest auf den ersten Blick den Anschein machte, auf annähernd westlichem Standard zu sein. Doch die peruanische Realistät hat uns gleich am ersten Tag eines Besseren beleert. Wir mussten 2 Tage, wie auch der Rest des Dorfes, ohne Strom auskommen. Daher gab es in dieser Zeit auch keinen Saft in Máncora. In diesem Teil von Perú wird dieser nämlich nicht im Supermarkt gekauft, sondern direkt aus frischen Früchten hergestellt. An 2 Tagen hatten wir auch kein Wasser in den Zimmern. Das lag daran, dass der Pool neu aufgefüllt worden musste. Das gesamte Wasser wurde benötigt, um das zu schaffen.

Miami im Kleinformat


Unter dieser Überschrift haben mir meine peruanischen Freunde von Máncora vorgeschwärmt. Auch der Lonely Planet beschreibt das kleine Küstenörtchen im Norden des Landes als den Hotspot für die Reichen und Schönen. Am Ort der Träume angekommen, ist mir schnell klar geworden, dass jeglicher Vergleich mit der Partymetropole in Florida nur von Experten kommen kann, die Perú ihr Leben lang noch nicht verlassen haben. Máncora ist sicher ein netter Fleck, um ein paar Tage entspannt Urlaub zu machen. Es gibt Meer, Sand, Schlafplätze und Futter. Nicht mehr, nicht weniger. Um aber beim Vergleich mit Miami zu bleiben, hier ein paar Beispiele: in der US-amerikanischen Stadt verlieren die Strandnixen jegliche Hemmungen, im peruanischen Provinznest lassen nur die Pferde und Hunde am Strand alles fallen, was auch anderswo stinkt. In Miami fahren die Proll-Touris im Hummer vor, in Máncora werden die Möchtegern-Alternativen-Öko-Backpacker von der Motor-Rikscha abgeladen.

Dienstag, 17. November 2009

Tägliches Chaos

Zurück in Lima kommt mir die Hauptstadt schon fast ruhig vor, im Vergleich zum Touri-Terror in Cusco. Nach ein paar Tagen holt mich der Alltag aber schon wieder ein und führt mir mal wieder vor Augen, warum wir alle so glücklich sein können, im reichen Teil der Welt zu leben. Wir haben immer warmes Wasser, bei uns gibt es Ampeln und Verkehrsschilder, unsere Häuser haben ordentliche Fenster und Heizungen, in Geschäften gibt es Wechselgeld, Taxifahrer berechnen jedem den gleichen Preis, in den Autos gibt es Sicherheitsgurte, die Geldautomaten geben kein Falschgeld aus, es gibt Busfahrpläne, die Kinder spielen auf der Straße anstatt zu betteln. Dies sind auch nur die Kleinigkeiten, mit denen ich täglich zu tun habe. Mit den wirklich tragischen, grausamen Unterschieden bin ich glücklicherweise nicht permanent in Kontakt. Raubentführungen gibt es nicht jeden Woche und durch die ärmsten Viertel der Umgebung muss ich nur ab und zu. Je länger ich in Lima bin, desto mehr gewöhne ich mich an diese andere Welt. Allerdings wird mir aber jeden Tag auch deutlicher, dass ich hier nicht bleiben werde und möchte. Ansonsten geht es mir aber gut. Der Sommer fängt an, mach dir keine Sorgen, Roland.

Machu Picchu


Das Aushängeschild Perús ist zu Recht weltberühmt. Ob man Machu Picchu nun für einen mystischen Ort hält oder auf die Transmission übermenschlicher Energie wartet, ist jedem selbst überlassen. Aber beeindruckend ist der heilige Ort der Inka in jedem Fall. Es ist kaum zu glauben, dass es ein Volk vor so langer Zeit geschafft hat, in den Gipfeln eine kleine Stadt aus Stein entstehen zu lassen. Der Blick über die Abhänge ist im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend.

Beispielhafte Dorfentwicklung


Aguas Calientes ist eine kleine Siedlung, die in einer Schlucht liegt, von grünen Hügeln umgeben ist und von einem Wildbach durchquert wird. Einfach idyllisch dieser Ort - vielleicht war er das zu früheren Zeiten einmal. Jetzt ist der Vorort von Machu Picchu ein Musterbeispiel für unkontrollierte Dorfentwicklung. Monströse Beton-Brücken, unverputzte Hochhäuser und überbaute Marktflächen verschandeln diesen Ort. Wie so oft in Perú ist nicht unbedingt das fehlende Geld das Hauptproblem, sondern die Arglosigkeit, mit der man den Dingen freien Lauf lässt.

Zug zum Weltwunder


Um nach Aguas Calientes zu kommen und von dort aus Machu Picchu zu erreichen, muss man mit dem Zug fahren. Es gibt keine andere Möglichkeit, das Ziel zu erreichen. Das Unternehmen Perurail betreibt die Strecke als Monopolist. Also auch dies eine weitere Episode in der unendlichen Geschichte in Sachen peruanischer Devisenbeschaffung. Lobend füge ich aber hinzu, dass die Strecke durchaus seine optischen Reize hat und als gemütliche Sonntagsfahrt etwas zu bieten hat. Im Zug waren wir umgeben von einer deutschen Reisegruppe, die alle Kaufangebote dankend angenommen hat. Das Rudel hat alles aufgekauft, was ein Preisschild hatte, egal wie überteuert oder hässlisch. Kein Wunder, dass Peruaner bei hellhäutigen Personen Reichtum erwarten, wo diese ihr Geld ja schon freiwillig verbrennen.

Valle Sagrado


Nach einem Stadtbesichtigungstag in Cusco ging es am zweiten Tag ins Heilige Tal. Per Touribus wurden wir zu den Überresten einiger Inka-Siedlungen kutschiert. Aber natürlich erst nachdem wir an 2 Märkten abgeladen wurden, um anschließend auf der anderen Seite der Schrott-Verkaufsstellen wieder eingesammelt wurden. Selbstverständlich waren das nicht die einzigen Shoppinggelegenheiten des Tages. Auch während der fahrt wurden wir von zusteigenden Video- und Kuchenverkäufern unterhalten. Zwischendurch durften wir auch ab und zu aussteigen und die tatsächlich interessanten Inkastätten besichtigen. Auf dem Bild sind die für die Inka typischen Terassen zu sehen, auf denen verschiedene landwirtschaftliche Methoden erprobt wurden.

Cusco


Von allden nervlichen Belastungen abgesehen ist Cusco aber zweifelsfrei eine beeindruckende, alte Andenstadt. Imposante Kirchen, gepflegte Parkanlagen und steile Gassen prägen das Stadtbild. Wer die schönen Gebäude besichtigen will, muss gleich eine Eintrittskarte für ganz Cusco kaufen. Natürlich muss an ganz besonderen Orten nochmal extra bezahlt werden.

Touri-Hölle


Wer in Cusco ankommt, muss erstmal tief durchatmen. Zum einen, weil die Luft dort oben in den Anden sehr dünn ist

und man sich tatsächlich ziemlich anstrengen muss. Zum anderen, weil man sofort mit den nervigsten und klischeehaftesten Touri-Attacken rechnen muss. Gleich am Flughafen wird man von fröhlich musizierenden Einheimischen begrüßt. Diese Schäfchen verwandeln sich aber rasch in vehement Geld einfordernde Wölfe. Weiter geht es durch die Tür, raus ins Taxi-Gehege. Welcher Fahrer schafft es, dem frisch angereisten Touri-Nachschub das Gepäck aus der Hand zu reißen und in seine vor-sich-hin-rostende Rostlaube zu verfrachten? Innerhalb der Stadt trifft man dann auf einige Lamas mit ihren Herrinnen, die sich als traditionelle Andenbewohnerinnen verkleidet haben. Disneyland hat Mickey Mouse, Cusco hat Frauen mit bunten Klamotten und Hüten. Von Perú weiß man ja, dass es dort Lamas gibt. Aber auch in Perú siedeln sich Lamas normalerweise nicht mitten im Stadtzentrum einer Metropolo an. Dort gibt es nämlich kein Futter, aber dafür Devisen für die peruanischen Frauen-Clowns. Diese überwachen nämlich die vorbeispazierenden Touris. Jeder noch so flüchtige Blick auf die Lamas wird mit Schreierei und Geldforderungen geahndet. Auch ansonsten ist es nicht einfach, sich als Person mit heller Hautfarbe in Cusco fortzubewegen. Alle gefühlte 0,4 Sekunden wird man von Verkäufern belästigt, bekommt eine Maniküre angeboten, wird in eine Bar gezogen, muss Slalom um Tour-Guides machen. Und bei alledem darf man sich noch für die lieben Landsleute schämen, die sich komplett diesem Touri-Ambiente anpassen und ein groteskes Bild eines deutschen Touristen aufbauen. Wenn man die BRD-Kartoffeln in Perú sieht, könnte man meinen, in Deutschland wurde das Haarewaschen noch nicht erfunden, es gäbe nur Klamotten in kaki und oliv und in Sandalen sind der letzte Schrei.

Unterwegs im Jumbito-Jet


Auf dem Weg nach Cusco war ich mit der Billig-Fluglinie Star Perú unterwegs. So klein wie die Preise war auch das Flugzeug. In Anlehnung an die 747 von Boeing wurde dieser Mini-Flugzeugtyp auf den Namen Jumbito getauft. Er trägt die Flügel auf dem Rücken und ist mit 4 Turbinen ausgestattet. Diese Maschine war die bisher kleinste in meiner Reisekarriere (mal abgesehen von der Antonov aus dem Zweiten Weltkrieg). Dementsprechend hatte ich mit viel Geschaukel gerechnet. Weit gefehlt! So geräuschlos und wackelarm bin ich noch nie geflogen.

Freitag, 2. Oktober 2009

Urlaubsparadies


Aufgrund der Nähe zu Buenos Aires und des von dort kommenden Touri-Stroms hat es Colonia zu beachtlichem Reichtum gebracht. Die uruguaische und argentinische Oberschicht unterhalten dort ihre Ferienhäuser. Dazu gehört natürlich auch ein Segelbot, auf dem man den Sonnenuntergang bei Champagner zelebrieren kann.

Weltkulturerbe


Colonia wurde von der UNESCO ins Weltkulturerbe aufgenommen. Diesen Titel hat es auch mit allem Recht verdient.

Die Kleinstadt besteht aus liebevoll gestalteten Häuschen, schmalen Gassen mit Kopfsteinplastern und von alten Bäumen gesäumten Verkehrsstraßen.

Uruguay


Von Buenos Aires aus kommt man in einer Stunde mit der Fähre nach Uruguay. Auf der anderen Seite des Rio de la Plata liegt das idyllische Städtchen Colonio.

Donnerstag, 1. Oktober 2009

Valencia in Südamerika


Die Puente de la Mujer (Brücke der Frau) wurde vom valencianischen Star-Architekten Calatrava designt. Zur Bedeutung des Namens gibt es zwei Interpretationen. Die eine deutet die Form des Bauwerkes als eine Dame, die ihre Beine spreitzt. Die andere sieht eher den Mann, auf den die Frau wartet, in dem Monument.

Genauso spektakulär wie der Anblick der Brücke ist auch das restliche Nachtleben in Buenos Aires.

Casa Rosada


Klar, dass ich auch mal bei Christinas Präsidentenpalast vorbei geschaut habe. Die Außenfarbe hat Frau Kirchner aber nicht ausgesucht. Diese stammt aus der Zeit der Diktatur und wurde laut Volksmund aus dem Blut der Ermordeten gemischt.

Puerto Madero


Im schicken Hafenviertel kann man gewagte Architektur, glitzernde Wolkenkratzer und teure Ausgehmöglichkeiten bestaunen. Beim Sonntagsspaziergang spielt sich hier das Sehen-und-gesehen-werden der argentinischen Oberschicht ab. Von Armut keine Spur. Das Zentrum Buenos Aires bietet alles, was eine internationale Metropole ausmacht. Von Lima kommend fühle ich mich in Buenos Aires wie in einer anderen Welt. Wieder wie in unserer, entwickelten Welt.

Buenos Aires


Mein letzter Kurztrip hat mich nach Argentinien geführt. Dort habe ich ein verlängertes Wochenende und mir die Hauptstadt angeschaut. Buenos Aires ist eine Weltstadt mit europäischem Flair.

Donnerstag, 17. September 2009

Bus-Bettelei


Busfahren in Lima ist eine Welt für sich. Die Fahrgäste werden nicht nur von A nach B befördert, sondern auch noch unterhalten bzw. belästigt. Je nachdem, wie mans nimmt. Permanent steigen Leute ein und aus, die Geld wollen. Um ans Geld der Pendler zu kommen, gibt es da verschiedene Strategien. Die beiden häufigsten sind Verkaufen oder Lamentieren. Verkauft werden vor allem Süßigkeiten, Kuchen, Näh-Sets und Büroklammern. Alle Produkte werden lautstark angepriesen, als sie Weltneuheiten vom Stern Galaktika wären. Lamentiert wird über alles. Das Unglück schlägt auch nicht vereinzelt, sondern geballt zu. Eine einzige Frau berichtet von ihrem gewalttätigen Mann, der sie und die Kinder windelweich prügelt. Gleichzeitig ist die Mutter totkrank, die Kinder unterernährt, der Strom und das Wasser wurden abgestellt und die Wirbelsäule der Erzählerin ist am Kollabieren. Solche Geschichten gibt es am Laufenden Bann. Mindestens 5 während meiner einstündigen Fahrt zwischen Uni und Zuhause. Die Frau auf dem Bild hat mir heute eine bisher neue Vorstellung geliefert. Sie hat kurz durch den Bus gebrüllt, dass sie keinen Bock hat, uns zu belästigen. Sie sei aber scheiße dran und brauche Geld. Daher will sie uns was singen. Gesagt, getan. Zum lieblichen Gesang hat sie noch ihre Brust ausgepackt und ihr Baby dran gehängt.

Montag, 14. September 2009

Remembering Swaziland




In Sachen Brückenbau steht Perú dem südlichen Afrika in nichts nach. Immerhin kommt man hier mit einem Fahrzeug überhaupt nicht bis zu dieser Brücke, weshalb man auch nicht darauf einbrechen und stecken bleiben kann. Da hat sich vorher jemand Gedanken gemacht!

Freizeit


Zum Ausspannen hüpfen die Dschungelbewohner in einen nahegelegenen Tümpel oder Fluss. Das ist fast wie ein Wasserpark bei Disneyland. Nur dass die Bäume nicht aus Pappmaché sind und das Wasser statt türkis hier braun-grün-trüb ist. Dafür hat man immer eine Überraschung, auf was man drauf tritt oder was einem durch die Beine schwimmt. Man sieh nie etwas und muss anhand des Gefühls an Füßen und Beinen raten.

Schuften bis zum Umfallen


Nach dem großen Feuer geht es dann erst richtig an die Arbeit. Die Arbeitsmethoden des 19. Jahrhunderts werden hier genutzt, um die Gesellschaft des dritten Jahrtausends mit ihren täglichen Konsumgütern zu versorgen.

Brandrodung


Da sich die Leute auch ohne ALDI ernähren müssen, brennen sie den Regenwald ab. Das geschieht Stück für Stück, um immer wieder neues Ackerland zu schaffen.

In den Tiefen des Urwaldes


Über sichtbare oder unsichtbare Trampelpfade kommt man immer tiefer in den Dschungel hinein. Fernab von Straßen oder anderer Zeichen von Zivilisation trifft man aber immer noch auf Hütten und Menschen. Ich war schon ziemlich verblüfft, als wir nach 1 - 2 Stunden Fußmarsch durchs Dickicht auf einmal vor ein paar Baracken standen. Dort spielen Kinder, Frauen machen Feuer und Männer tragen Holz durch die Gegend. Fast unvorstellbar.

Natur pur




Der Urwald hat von Palmen, Riesenbäumen, Vögeln, kleinen und großen Tieren, Flüssen, Seen, Höhlen und Wasserfällen alles zu bieten. Allein in Tingo Maria kann man sich die Zeit ein paar Tage lang mit der Erkundung der Umgebung vertreiben.

ÖPNV


Da es immer warm ist, lässt man sich in und um die kleine Stadt in einem Bajaj (gesprochen: Bajasch) kutschieren. Diese Dinger haben 3 kleine Räder, sind an den Seiten offen und rumpeln mit einem Affenzahn über Straßen, Schotterpisten und steinige Feldwege.

Ankunft im Regenwald


Tingo Maria liegt in einem Tal in den westlichen Ausläufern des Amazonasgebietes. Jeden Tag ca. 30 Grad und Sonne von 6 bis 18 Uhr, hohe Luftfeuchtigkeit, das ganze Jahr. Alles ist grün, es kreucht und fleucht, wo man hinschaut oder hinhört.

Globalisierung trifft Steinzeit


Coca-Cola kann man in den Anden überall kaufen, fließend Wasser dagegen gibt es nicht immer. Von warmem Wasser ganz zu schweigen. Die Siedlungen und Behausungen sind sehr ärmlich, sehen zerstört und heruntergekommen aus. Das Leben und die Menschen wirken einfach, vielleicht primitiv, aber doch ruhig und friedlich. Im Unterschied zu den Elendsvierteln in Lima. Dort ist das Leben hässlich. Man merkt den Leuten an, dass sie ums Überleben kämpfen. Tag für Tag.

Leben in den Bergen


In Mannheim gibt es ja durchaus ein paar Leute, die meine Heimat Bruchmühlbach-Miesau als ländlich oder gar hinter-weltlich bezeichnen würden. Dann frage ich mich aber, wie man dann die Siedlungen hier in den Anden beschreiben sollte. Ich komme mir hier vor, wie in einer anderen Zeit. Wie in den 80ern, aber in den 1880ern. In einer anderen Welt.

Gebirgs-Panorama


Auf dem Weg von Lima nach Tingo Maria geht es zunächst über 4000 Meter nach oben, anschließend wieder 3500 Meter nach unten. Das alles innerhalb einiger Stunden. Für mich war das ganz schön anstrengend. Die Dame vor mir hat allerdings stärker gelitten. Sie hat im im Halbstundentakt die kostenlosen Kotztüten gefüllt. Entschädigt werden die Reisenden aber durch die tolle Aussicht. Unterwegs kann man alles von Armutsvierteln in Lima, schneebedeckten Gipfeln, kleinen Siedlungen, dem Andenhochland bis hin zum Regenwald bestaunen. Die Strapazen der Reise machen sich absolut bezahlt. Eine tolle Fahrt!

Busschaden und Straßenblockade


Natürlich verliefen die Busfahrten nicht normal. Alles andere wäre auch eine Überraschung gewesen. Bei der Hinfahrt ist der Bus plötzlich in völliger Dunkelheit in einem 5-Hütten-Kaff stehen geblieben. Es hat 2 Stunden gedauert, bis die örtlichen "Mechaniker" den Bus zusammen mit dem Fahrer wieder flott bekommen haben. Während der Rückfahrt mussten wir 4 Stunden auf einem Gebirgspass stoppen. Dort hatten Minenarbeiter eine Straße blockiert, um gegen Folter und Morddrohungen gegenüber Gewerkschaftsführern zu protestieren. Auch dieser Stopp fand bei Dunkelheit statt, ohne Straßenlaternen, bei Regen, bei brennenden Autoreifen auf der Straße (von den Streikenden angezündet).

Trip über die Anden


Letzten Samstag habe ich zum ersten Mal Lima verlassen. Es ging mit dem Bus über die Anden in die Amazonasregion. Die Fahrt dauert normalerweise 12 Stunden, bei einer Strecke von 300km Luftlinie. Der Bus schlängelt sich durch unzählige Serpentinen, rumpelt teilweise über unbefestigte Straßen und schiebt sich vorbei an ungesicherten Abhängen.

Freitag, 28. August 2009

Uni Guantanamo


Meine Uni ist in Perú als gute, aber teure Privatuni bekannt. Daher können sich fast nur Leute aus wohlbetuchten Familien diesen Spaß leisten. Gleichzeitig befindet sich die Uni in einem eher unhübschen, nicht sonderlich sicheren, armen Stadtteil Limas. Um die guten Kinder vor dieser Umgebung, den Gefahren, dem Gestank, der hässlischen Aussicht und den Menschen dieser Region im Allgemeinen zu schützen, hat man eine hohe Backsteinmauer um das Unigelände gezogen. Die Eingänge werden vom Sicherheitsdienst bewacht, ohne Uni-Ausweis kommt hier niemand durch.

Formel 1 in Lima


Diese kleinen Rennflitzer befördern die Limenjos durchs Stadtgebiet und liefern sich halsbrecherische Rennen. Jeder versucht, den anderen zu überholen und abzuhängen, um den Konkurrenten die Fahrgäste vor der Nase wegzuschnappen. Natürlich ist in den Bussen niemand angeschnallt, Verkehrsschilder sind nicht vorhanden und die seltenen Ampeln dienen eher zur Dekoration als zur Verkehrsregulierung. Auf Limas Straßen sterben jedes Jahr mehr als 3000 Menschen (registrierte Fälle).

ÖPNV auf Peruanisch


Um zur Uni zu kommen, begebe ich mich jedes Mal auf eine ca. einstündige Tour durch Lima. An den Hauptverkehrsstraßen kann man auf Minibusse aufspringen und für 25 - 35 Cent durch die ganze Stadt fahren. Zunächst muss man allerdings herausfinden, welchen der jahrzehntealten Rostlauben man sich schnappen muss. Die Farben geben einen ersten Anhaltspunkt, die Beschriftungen stimmen auch manchmal. In diesen Mikros gibt es immer einen Fahrer und einen Mann (manchmal auch eine rustikale Frau), der permanent die Fahrtstrecke durch die Gegend schreit, Menschen in das Gefährt und wieder hinaustreibt und das Geld von den Fahrgästen kassiert. Vor dem Aussteigen muss man sich rechtzeitig Gehör verschaffen, damit der schrottreife Fahruntersatz auch zum Stehen kommt oder zumindest abbremst, um halbwegs sicher abspringen zu können.

Samstag, 15. August 2009

Plaza San Martin


Schmuckstück Nummer 2 des Stadtzentrums. Nachdem ich zunächst ein paar Schönheiten der Stadt präsentiert habe, sollte ich jetzt zur Relativierung auch mal zeigen, wie es im Rest von Lima aussieht. Bisher habe ich mich aber noch nicht getraut, in weniger schöne Gebiete meine Kamera mitzunehmen bzw. ihn auszupacken. Es ist doch komisch, Fotos zu machen, die Armut und Probleme so offensichtlich zur Schau stellen.

Plaza de Armas


Dieser Platz im Zentrum Limas ist fein herausgeputzt, denn hier befinden sich wichtige Verwaltungsgebäude und der Präsidentenpalast. Der ganze Stolz der Hauptstadt. Die Gebäude sind ordentlich gestrichen, die Straßen sind sauber und der Park sowie die Brunnen sind sehr gepflegt. Verlässt man diesen Platz jedoch, stellt man rasch fest, dass er nicht mehr ist als eine Oase in der maroden Großstadtwüste. Rings um den Platz herrscht das gleiche unschöne Bild wie im Großteil von Lima.

Mittwoch, 12. August 2009

Angies Brüste


Von Deutschland hört und sieht man in Perú nicht viel. Aber die zwei größten Argumente unserer (Noch-)Bundeskanzlerin haben es in Lima als einzige Meldung aus der BRD in die Zeitung geschafft. Frau Lengsfeld haben beim letzten Mal nur 12 % gewählt, aber immerhin hat sie es mit ihrer Oberweite um den halben Globus geschafft. Respekt für diese Marketing-Idee.

Dienstag, 11. August 2009

Limas Küste


Nur 10 Gehminuten sind es von mir bis zur Küste. Wenn die Sonne mal draußen ist, kann man hier einen beeindruckenden Ausblick genießen. Die Steilküste ist einfach toll anzuschauen. Allerdings kann es eine Weile dauern, bis man die Sonne zu Gesicht bekommt. Bei mir hat es innerhalb von 15 Tagen schon zweimal geklappt. In luftiger Höhe spazieren die Limenjos (deutsche Lautschrift) oberhalb des Pazifikstrandes kilometerweit an ihrer Stadt vorbei. Leider kann man hier nicht ohne starke gesundheitliche Bedenken baden. Der Strand ist stark kontaminiert.

Parque Kennedy


Diese grüne Insel liegt nur 2 Blocks von meiner Wohnung entfernt. Um diese Oase sind viele Bars, Restaurants und natürlich alle amerikanischen Fast-Food-Ketten vertreten. Hier gibt es oft kleine Kunst- und Kram-Märkte. Um den Platz ist immer etwas los, denn die Farbe grün ist in Lima etwas sehr seltenes.

Aussicht über Miraflores


Von meinem Zimmer aus kann ich einen großen Teil meines Stadtteils Miraflores überblicken. Der Anblick ist nicht atemberaubend, aber immerhin sehe ich nicht nur eine Häuserwand. Der vordere Teil des Fotos sieht vielleicht etwas heruntergekommen aus, allerdings sieht auch diese Stelle noch viel besser aus, als der Großteil von Lima. Bevor ich aber mit den bitteren Impressionen beginne, zeige ich erst noch ein paar schönere Sachen.

Hasenkasten


Mein Reich ist bunt gestrichen, jede Wand hat eine andere Farbe. Die Rückwand des Bettes erinnert mich stark an meine Gastfamilie in Sydney. Auch dort gab es im ganzen Haus lila. Hier habe ich noch Gesellschaft von 4 gerahmten Hasen-Postern überm Bett. Es gibt noch ein fünftes auf der anderen Seite des Zimmers. Ihr wisst ja, wie ich solchen Kitsch liebe ... Genauso wie die rosanen Kunstblumen auf dem Regal, wunderschön. Immerhin ist das Bett groß und gemütlich.

Mir stehen alle Türen offen


Innerhalb der JVA sieht alles schon viel wohnlicher aus. Kinder springen durch die Gegend, Mamas tauschen Rezepte aus und die Hausangestellten wuseln über den Hof. Da der Trakt so gut bewacht wird, schließt niemand seine Wohnungstür ab.

Leben im Gefängnis


Als ich sonntagsnachts in Lima gelandet bin, hat mich meine Vermieterin zusammen mit einer Freundin am Flughafen abgeholt und auf direktem Wege zu meinem neuen Zuhause gebracht. Ich wohne in Miraflores, das ist einer der beiden saubersten und wohlhabendsten Stadtteile von Lima. Hier wohne ich sicher behütet in diesem schicken Knast. Umgeben von einer ca. 3 Meter hohen Mauer und elektrischem Zaun. Jeder der rein oder raus will, muss am Wachhund und am Pförtner vorbei.

Fazit USA

Unser USA-Ostküsten-Trip war ein tolles Erlebnis. Es hat sich absolut gelohnt. Wir hatten eine tolle Zeit, haben viel gesehen, erlebt, gefeiert und einfach den Sommer genossen. Ein toller Urlaub!
Gleichzeitig konnten wir einiges über das "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" erfahren. Hier gibt es fast keine kleinen Autos, die Menschen bewegen sich in panzerartigen Fahrzeugen fort. Es gibt sehr viele Leute, die genug wiegen, um 2 oder 3 Personen mit ihrem Gewicht ausstatten zu können. Das erklärt vielleicht auch, warum diese Autos und die vielen Drive-Ins an Banken, Restaurants usw. benötigt werden. In den Shopping-Centern gibt es nicht nur kleine Einkaufswägen für die Kiddies, sondern auch elektrische Buggies für die Eltern, die ihr eigenes Körpergewicht nicht mehr tragen können. Es gibt in jedem noch so kleinem Dorf ein McDonald's und ein Dunkin Dougnouts (schreibt man das so?!), eine Bäckerei sucht mand dabei aber vergeblich. Es gibt 6spurige Straßen (in eine Richtung), aber keinen öffentlichen Nahverkehr. Viele Leute haben Schusswaffen, aber die Uni kann sich keiner leisten. Wer doch was lernen möchte, muss zunächst in den Krieg. Wenn man in den Supermarkt oder ein Restaurant geht, weiß man bis zum Bezahlen nicht, wie viel Geld man in dem Laden lässt, da Steuern, Gebühren usw. erst am Ende draufgeschlagen werden. Wird man angerufen, muss man als Angerufener auch zahlen. Die Anwesenheit von bis auf die Zähne bewaffneten Polizisten hat bei mir eher Beunruhigung als ein Gefühl von Sicherheit vermittelt. In Fastfood-Restaurants, als Putzfrauen, als Seife-auf-die-Hand-Sprüher-im-Toilettenraum und als Straßenverkäufer arbeiten nur Menschen mit dunkler Hautfarbe. So wie in Südafrika die Apartheid offiziell abgeschafft wurde, so existiert auch die Sklaverei in den USA in der Realität weiter.
Es ist erschütternd, wie wahr doch die ganzen unfassbaren Geschichten sind, die wir über die Presse mitbekommen. Es sind keine Vorurteile, ich habe es nicht anders wahrgenommen. Die USA sind das reichste Land der Welt und doch sind mir dort soziale Unterschiede, bitterste Armut, Chancenlosigkeit bestimmter Bevölkerungsgruppen und die Gesetze des Dschungels so präsent wie sonst nur an wenigen Plätzen. Die Verhältnisse in den USA erinnern mich eher an Südafrika als an Australien. So nüchtern meine Haltung gegenüber den USA bei meiner Einreise gewesen sein mag, ich bin trotz geringer Erwartungen enttäuscht, wie wenig dieses Land mit seinen eigenen Ansprüchen mithalten kann.

Freitag, 24. Juli 2009

Party in Miami SoBe


Die letzten Tage verbringen wir am Strand, schlafend im Hostel oder auf der Party-Meile. Zum Abschluss unseres Trips machen wir noch einmal richtig Sommerulaub.

Ocean Drive


Sehen und gesehen werden, viel Show und Fassade: das ist der Ocean Drive in Miami South Beach.

Mittwoch, 22. Juli 2009

... und beim Sonnenuntergang


Die Unterkunft ist spitze, die Cocktails sind stark und der Fisch ist lecker. Hier könnten wir es auch noch länger aushalten. Morgen gehts aber weiter zu unserer letzten Station: Miami.

Key Largo bei Tag ...


Einfach wie im Paradies.

Dienstag, 21. Juli 2009

Sunset Cruise


Die wohl bekannteste Attraktion von Key West ist der angeblich spektakuläre Sonnenuntergang. Daher haben wir uns eine kleine Segeltour mit All-You-Can-Drink ausgesucht, um diesen gebührend zu feiern.

Key West


Unseren vollen Tag in Key West haben wir vor allem am Strand verbracht. Hier sieht es aus wie in der Bounty Werbung: weißer Sand, türkisblaues Meer, kleine weiße Boote schippern vorbei, es ist heiß und sonnig.

Aligator Tour


Bei Fort Myers haben wir uns in diesem umfunktionierten amerikanischen Schulbus auf eine kleine Safari begeben. Unterwegs durch Dschungel, Busch und Moor sind wir vielen Vögeln, Schweinen und einigen Aligatoren begegnet.

Freitag, 17. Juli 2009

Typhoon Lagoon @ Disneyworld


In Orlando gibt es außer hunderten Hotels, Fast-Food-Meilen und Disneyworld nicht viel. Da wir bei Temperaturen knappt unter 40 Grad keine Lust hatten, uns in ewige Schlangen für Fahrattraktionen zu stellen, haben wir uns in die Typhoon Lagoon begeben. Das ist einer der drei Wasserparks in Disneyworld. Dort gibt es einige wilde und ruhigere Attraktionen im und mit Wasser. Am meisten Spaß hatten wir auf der Wasserachterbahn "Crush n Gusher" (auf dem Foto), durch die wir in 2er oder 3er Booten durchgerast sind. Außerdem gab es noch Wasserfälle, Speed-Rutschen, einige Bahnen, die man auf aufblasbaren Ringen oder ähnlichem durchquert und ein überdimensioniertes Wellenbad, die Typhoon Lagoon. Dort donnert es alle paar Minuten und es walzt eine furchterregende Welle über die Wasserfläche. (Fast) alle schreien panisch, noch bevor sie von dem Mini-Tsunamie erfasst werden.