Freitag, 28. August 2009

Uni Guantanamo


Meine Uni ist in Perú als gute, aber teure Privatuni bekannt. Daher können sich fast nur Leute aus wohlbetuchten Familien diesen Spaß leisten. Gleichzeitig befindet sich die Uni in einem eher unhübschen, nicht sonderlich sicheren, armen Stadtteil Limas. Um die guten Kinder vor dieser Umgebung, den Gefahren, dem Gestank, der hässlischen Aussicht und den Menschen dieser Region im Allgemeinen zu schützen, hat man eine hohe Backsteinmauer um das Unigelände gezogen. Die Eingänge werden vom Sicherheitsdienst bewacht, ohne Uni-Ausweis kommt hier niemand durch.

Formel 1 in Lima


Diese kleinen Rennflitzer befördern die Limenjos durchs Stadtgebiet und liefern sich halsbrecherische Rennen. Jeder versucht, den anderen zu überholen und abzuhängen, um den Konkurrenten die Fahrgäste vor der Nase wegzuschnappen. Natürlich ist in den Bussen niemand angeschnallt, Verkehrsschilder sind nicht vorhanden und die seltenen Ampeln dienen eher zur Dekoration als zur Verkehrsregulierung. Auf Limas Straßen sterben jedes Jahr mehr als 3000 Menschen (registrierte Fälle).

ÖPNV auf Peruanisch


Um zur Uni zu kommen, begebe ich mich jedes Mal auf eine ca. einstündige Tour durch Lima. An den Hauptverkehrsstraßen kann man auf Minibusse aufspringen und für 25 - 35 Cent durch die ganze Stadt fahren. Zunächst muss man allerdings herausfinden, welchen der jahrzehntealten Rostlauben man sich schnappen muss. Die Farben geben einen ersten Anhaltspunkt, die Beschriftungen stimmen auch manchmal. In diesen Mikros gibt es immer einen Fahrer und einen Mann (manchmal auch eine rustikale Frau), der permanent die Fahrtstrecke durch die Gegend schreit, Menschen in das Gefährt und wieder hinaustreibt und das Geld von den Fahrgästen kassiert. Vor dem Aussteigen muss man sich rechtzeitig Gehör verschaffen, damit der schrottreife Fahruntersatz auch zum Stehen kommt oder zumindest abbremst, um halbwegs sicher abspringen zu können.

Samstag, 15. August 2009

Plaza San Martin


Schmuckstück Nummer 2 des Stadtzentrums. Nachdem ich zunächst ein paar Schönheiten der Stadt präsentiert habe, sollte ich jetzt zur Relativierung auch mal zeigen, wie es im Rest von Lima aussieht. Bisher habe ich mich aber noch nicht getraut, in weniger schöne Gebiete meine Kamera mitzunehmen bzw. ihn auszupacken. Es ist doch komisch, Fotos zu machen, die Armut und Probleme so offensichtlich zur Schau stellen.

Plaza de Armas


Dieser Platz im Zentrum Limas ist fein herausgeputzt, denn hier befinden sich wichtige Verwaltungsgebäude und der Präsidentenpalast. Der ganze Stolz der Hauptstadt. Die Gebäude sind ordentlich gestrichen, die Straßen sind sauber und der Park sowie die Brunnen sind sehr gepflegt. Verlässt man diesen Platz jedoch, stellt man rasch fest, dass er nicht mehr ist als eine Oase in der maroden Großstadtwüste. Rings um den Platz herrscht das gleiche unschöne Bild wie im Großteil von Lima.

Mittwoch, 12. August 2009

Angies Brüste


Von Deutschland hört und sieht man in Perú nicht viel. Aber die zwei größten Argumente unserer (Noch-)Bundeskanzlerin haben es in Lima als einzige Meldung aus der BRD in die Zeitung geschafft. Frau Lengsfeld haben beim letzten Mal nur 12 % gewählt, aber immerhin hat sie es mit ihrer Oberweite um den halben Globus geschafft. Respekt für diese Marketing-Idee.

Dienstag, 11. August 2009

Limas Küste


Nur 10 Gehminuten sind es von mir bis zur Küste. Wenn die Sonne mal draußen ist, kann man hier einen beeindruckenden Ausblick genießen. Die Steilküste ist einfach toll anzuschauen. Allerdings kann es eine Weile dauern, bis man die Sonne zu Gesicht bekommt. Bei mir hat es innerhalb von 15 Tagen schon zweimal geklappt. In luftiger Höhe spazieren die Limenjos (deutsche Lautschrift) oberhalb des Pazifikstrandes kilometerweit an ihrer Stadt vorbei. Leider kann man hier nicht ohne starke gesundheitliche Bedenken baden. Der Strand ist stark kontaminiert.

Parque Kennedy


Diese grüne Insel liegt nur 2 Blocks von meiner Wohnung entfernt. Um diese Oase sind viele Bars, Restaurants und natürlich alle amerikanischen Fast-Food-Ketten vertreten. Hier gibt es oft kleine Kunst- und Kram-Märkte. Um den Platz ist immer etwas los, denn die Farbe grün ist in Lima etwas sehr seltenes.

Aussicht über Miraflores


Von meinem Zimmer aus kann ich einen großen Teil meines Stadtteils Miraflores überblicken. Der Anblick ist nicht atemberaubend, aber immerhin sehe ich nicht nur eine Häuserwand. Der vordere Teil des Fotos sieht vielleicht etwas heruntergekommen aus, allerdings sieht auch diese Stelle noch viel besser aus, als der Großteil von Lima. Bevor ich aber mit den bitteren Impressionen beginne, zeige ich erst noch ein paar schönere Sachen.

Hasenkasten


Mein Reich ist bunt gestrichen, jede Wand hat eine andere Farbe. Die Rückwand des Bettes erinnert mich stark an meine Gastfamilie in Sydney. Auch dort gab es im ganzen Haus lila. Hier habe ich noch Gesellschaft von 4 gerahmten Hasen-Postern überm Bett. Es gibt noch ein fünftes auf der anderen Seite des Zimmers. Ihr wisst ja, wie ich solchen Kitsch liebe ... Genauso wie die rosanen Kunstblumen auf dem Regal, wunderschön. Immerhin ist das Bett groß und gemütlich.

Mir stehen alle Türen offen


Innerhalb der JVA sieht alles schon viel wohnlicher aus. Kinder springen durch die Gegend, Mamas tauschen Rezepte aus und die Hausangestellten wuseln über den Hof. Da der Trakt so gut bewacht wird, schließt niemand seine Wohnungstür ab.

Leben im Gefängnis


Als ich sonntagsnachts in Lima gelandet bin, hat mich meine Vermieterin zusammen mit einer Freundin am Flughafen abgeholt und auf direktem Wege zu meinem neuen Zuhause gebracht. Ich wohne in Miraflores, das ist einer der beiden saubersten und wohlhabendsten Stadtteile von Lima. Hier wohne ich sicher behütet in diesem schicken Knast. Umgeben von einer ca. 3 Meter hohen Mauer und elektrischem Zaun. Jeder der rein oder raus will, muss am Wachhund und am Pförtner vorbei.

Fazit USA

Unser USA-Ostküsten-Trip war ein tolles Erlebnis. Es hat sich absolut gelohnt. Wir hatten eine tolle Zeit, haben viel gesehen, erlebt, gefeiert und einfach den Sommer genossen. Ein toller Urlaub!
Gleichzeitig konnten wir einiges über das "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" erfahren. Hier gibt es fast keine kleinen Autos, die Menschen bewegen sich in panzerartigen Fahrzeugen fort. Es gibt sehr viele Leute, die genug wiegen, um 2 oder 3 Personen mit ihrem Gewicht ausstatten zu können. Das erklärt vielleicht auch, warum diese Autos und die vielen Drive-Ins an Banken, Restaurants usw. benötigt werden. In den Shopping-Centern gibt es nicht nur kleine Einkaufswägen für die Kiddies, sondern auch elektrische Buggies für die Eltern, die ihr eigenes Körpergewicht nicht mehr tragen können. Es gibt in jedem noch so kleinem Dorf ein McDonald's und ein Dunkin Dougnouts (schreibt man das so?!), eine Bäckerei sucht mand dabei aber vergeblich. Es gibt 6spurige Straßen (in eine Richtung), aber keinen öffentlichen Nahverkehr. Viele Leute haben Schusswaffen, aber die Uni kann sich keiner leisten. Wer doch was lernen möchte, muss zunächst in den Krieg. Wenn man in den Supermarkt oder ein Restaurant geht, weiß man bis zum Bezahlen nicht, wie viel Geld man in dem Laden lässt, da Steuern, Gebühren usw. erst am Ende draufgeschlagen werden. Wird man angerufen, muss man als Angerufener auch zahlen. Die Anwesenheit von bis auf die Zähne bewaffneten Polizisten hat bei mir eher Beunruhigung als ein Gefühl von Sicherheit vermittelt. In Fastfood-Restaurants, als Putzfrauen, als Seife-auf-die-Hand-Sprüher-im-Toilettenraum und als Straßenverkäufer arbeiten nur Menschen mit dunkler Hautfarbe. So wie in Südafrika die Apartheid offiziell abgeschafft wurde, so existiert auch die Sklaverei in den USA in der Realität weiter.
Es ist erschütternd, wie wahr doch die ganzen unfassbaren Geschichten sind, die wir über die Presse mitbekommen. Es sind keine Vorurteile, ich habe es nicht anders wahrgenommen. Die USA sind das reichste Land der Welt und doch sind mir dort soziale Unterschiede, bitterste Armut, Chancenlosigkeit bestimmter Bevölkerungsgruppen und die Gesetze des Dschungels so präsent wie sonst nur an wenigen Plätzen. Die Verhältnisse in den USA erinnern mich eher an Südafrika als an Australien. So nüchtern meine Haltung gegenüber den USA bei meiner Einreise gewesen sein mag, ich bin trotz geringer Erwartungen enttäuscht, wie wenig dieses Land mit seinen eigenen Ansprüchen mithalten kann.