Donnerstag, 17. September 2009

Bus-Bettelei


Busfahren in Lima ist eine Welt für sich. Die Fahrgäste werden nicht nur von A nach B befördert, sondern auch noch unterhalten bzw. belästigt. Je nachdem, wie mans nimmt. Permanent steigen Leute ein und aus, die Geld wollen. Um ans Geld der Pendler zu kommen, gibt es da verschiedene Strategien. Die beiden häufigsten sind Verkaufen oder Lamentieren. Verkauft werden vor allem Süßigkeiten, Kuchen, Näh-Sets und Büroklammern. Alle Produkte werden lautstark angepriesen, als sie Weltneuheiten vom Stern Galaktika wären. Lamentiert wird über alles. Das Unglück schlägt auch nicht vereinzelt, sondern geballt zu. Eine einzige Frau berichtet von ihrem gewalttätigen Mann, der sie und die Kinder windelweich prügelt. Gleichzeitig ist die Mutter totkrank, die Kinder unterernährt, der Strom und das Wasser wurden abgestellt und die Wirbelsäule der Erzählerin ist am Kollabieren. Solche Geschichten gibt es am Laufenden Bann. Mindestens 5 während meiner einstündigen Fahrt zwischen Uni und Zuhause. Die Frau auf dem Bild hat mir heute eine bisher neue Vorstellung geliefert. Sie hat kurz durch den Bus gebrüllt, dass sie keinen Bock hat, uns zu belästigen. Sie sei aber scheiße dran und brauche Geld. Daher will sie uns was singen. Gesagt, getan. Zum lieblichen Gesang hat sie noch ihre Brust ausgepackt und ihr Baby dran gehängt.

Montag, 14. September 2009

Remembering Swaziland




In Sachen Brückenbau steht Perú dem südlichen Afrika in nichts nach. Immerhin kommt man hier mit einem Fahrzeug überhaupt nicht bis zu dieser Brücke, weshalb man auch nicht darauf einbrechen und stecken bleiben kann. Da hat sich vorher jemand Gedanken gemacht!

Freizeit


Zum Ausspannen hüpfen die Dschungelbewohner in einen nahegelegenen Tümpel oder Fluss. Das ist fast wie ein Wasserpark bei Disneyland. Nur dass die Bäume nicht aus Pappmaché sind und das Wasser statt türkis hier braun-grün-trüb ist. Dafür hat man immer eine Überraschung, auf was man drauf tritt oder was einem durch die Beine schwimmt. Man sieh nie etwas und muss anhand des Gefühls an Füßen und Beinen raten.

Schuften bis zum Umfallen


Nach dem großen Feuer geht es dann erst richtig an die Arbeit. Die Arbeitsmethoden des 19. Jahrhunderts werden hier genutzt, um die Gesellschaft des dritten Jahrtausends mit ihren täglichen Konsumgütern zu versorgen.

Brandrodung


Da sich die Leute auch ohne ALDI ernähren müssen, brennen sie den Regenwald ab. Das geschieht Stück für Stück, um immer wieder neues Ackerland zu schaffen.

In den Tiefen des Urwaldes


Über sichtbare oder unsichtbare Trampelpfade kommt man immer tiefer in den Dschungel hinein. Fernab von Straßen oder anderer Zeichen von Zivilisation trifft man aber immer noch auf Hütten und Menschen. Ich war schon ziemlich verblüfft, als wir nach 1 - 2 Stunden Fußmarsch durchs Dickicht auf einmal vor ein paar Baracken standen. Dort spielen Kinder, Frauen machen Feuer und Männer tragen Holz durch die Gegend. Fast unvorstellbar.

Natur pur




Der Urwald hat von Palmen, Riesenbäumen, Vögeln, kleinen und großen Tieren, Flüssen, Seen, Höhlen und Wasserfällen alles zu bieten. Allein in Tingo Maria kann man sich die Zeit ein paar Tage lang mit der Erkundung der Umgebung vertreiben.

ÖPNV


Da es immer warm ist, lässt man sich in und um die kleine Stadt in einem Bajaj (gesprochen: Bajasch) kutschieren. Diese Dinger haben 3 kleine Räder, sind an den Seiten offen und rumpeln mit einem Affenzahn über Straßen, Schotterpisten und steinige Feldwege.

Ankunft im Regenwald


Tingo Maria liegt in einem Tal in den westlichen Ausläufern des Amazonasgebietes. Jeden Tag ca. 30 Grad und Sonne von 6 bis 18 Uhr, hohe Luftfeuchtigkeit, das ganze Jahr. Alles ist grün, es kreucht und fleucht, wo man hinschaut oder hinhört.

Globalisierung trifft Steinzeit


Coca-Cola kann man in den Anden überall kaufen, fließend Wasser dagegen gibt es nicht immer. Von warmem Wasser ganz zu schweigen. Die Siedlungen und Behausungen sind sehr ärmlich, sehen zerstört und heruntergekommen aus. Das Leben und die Menschen wirken einfach, vielleicht primitiv, aber doch ruhig und friedlich. Im Unterschied zu den Elendsvierteln in Lima. Dort ist das Leben hässlich. Man merkt den Leuten an, dass sie ums Überleben kämpfen. Tag für Tag.

Leben in den Bergen


In Mannheim gibt es ja durchaus ein paar Leute, die meine Heimat Bruchmühlbach-Miesau als ländlich oder gar hinter-weltlich bezeichnen würden. Dann frage ich mich aber, wie man dann die Siedlungen hier in den Anden beschreiben sollte. Ich komme mir hier vor, wie in einer anderen Zeit. Wie in den 80ern, aber in den 1880ern. In einer anderen Welt.

Gebirgs-Panorama


Auf dem Weg von Lima nach Tingo Maria geht es zunächst über 4000 Meter nach oben, anschließend wieder 3500 Meter nach unten. Das alles innerhalb einiger Stunden. Für mich war das ganz schön anstrengend. Die Dame vor mir hat allerdings stärker gelitten. Sie hat im im Halbstundentakt die kostenlosen Kotztüten gefüllt. Entschädigt werden die Reisenden aber durch die tolle Aussicht. Unterwegs kann man alles von Armutsvierteln in Lima, schneebedeckten Gipfeln, kleinen Siedlungen, dem Andenhochland bis hin zum Regenwald bestaunen. Die Strapazen der Reise machen sich absolut bezahlt. Eine tolle Fahrt!

Busschaden und Straßenblockade


Natürlich verliefen die Busfahrten nicht normal. Alles andere wäre auch eine Überraschung gewesen. Bei der Hinfahrt ist der Bus plötzlich in völliger Dunkelheit in einem 5-Hütten-Kaff stehen geblieben. Es hat 2 Stunden gedauert, bis die örtlichen "Mechaniker" den Bus zusammen mit dem Fahrer wieder flott bekommen haben. Während der Rückfahrt mussten wir 4 Stunden auf einem Gebirgspass stoppen. Dort hatten Minenarbeiter eine Straße blockiert, um gegen Folter und Morddrohungen gegenüber Gewerkschaftsführern zu protestieren. Auch dieser Stopp fand bei Dunkelheit statt, ohne Straßenlaternen, bei Regen, bei brennenden Autoreifen auf der Straße (von den Streikenden angezündet).

Trip über die Anden


Letzten Samstag habe ich zum ersten Mal Lima verlassen. Es ging mit dem Bus über die Anden in die Amazonasregion. Die Fahrt dauert normalerweise 12 Stunden, bei einer Strecke von 300km Luftlinie. Der Bus schlängelt sich durch unzählige Serpentinen, rumpelt teilweise über unbefestigte Straßen und schiebt sich vorbei an ungesicherten Abhängen.