Donnerstag, 17. September 2009

Bus-Bettelei


Busfahren in Lima ist eine Welt für sich. Die Fahrgäste werden nicht nur von A nach B befördert, sondern auch noch unterhalten bzw. belästigt. Je nachdem, wie mans nimmt. Permanent steigen Leute ein und aus, die Geld wollen. Um ans Geld der Pendler zu kommen, gibt es da verschiedene Strategien. Die beiden häufigsten sind Verkaufen oder Lamentieren. Verkauft werden vor allem Süßigkeiten, Kuchen, Näh-Sets und Büroklammern. Alle Produkte werden lautstark angepriesen, als sie Weltneuheiten vom Stern Galaktika wären. Lamentiert wird über alles. Das Unglück schlägt auch nicht vereinzelt, sondern geballt zu. Eine einzige Frau berichtet von ihrem gewalttätigen Mann, der sie und die Kinder windelweich prügelt. Gleichzeitig ist die Mutter totkrank, die Kinder unterernährt, der Strom und das Wasser wurden abgestellt und die Wirbelsäule der Erzählerin ist am Kollabieren. Solche Geschichten gibt es am Laufenden Bann. Mindestens 5 während meiner einstündigen Fahrt zwischen Uni und Zuhause. Die Frau auf dem Bild hat mir heute eine bisher neue Vorstellung geliefert. Sie hat kurz durch den Bus gebrüllt, dass sie keinen Bock hat, uns zu belästigen. Sie sei aber scheiße dran und brauche Geld. Daher will sie uns was singen. Gesagt, getan. Zum lieblichen Gesang hat sie noch ihre Brust ausgepackt und ihr Baby dran gehängt.

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