Dienstag, 17. November 2009

Touri-Hölle


Wer in Cusco ankommt, muss erstmal tief durchatmen. Zum einen, weil die Luft dort oben in den Anden sehr dünn ist

und man sich tatsächlich ziemlich anstrengen muss. Zum anderen, weil man sofort mit den nervigsten und klischeehaftesten Touri-Attacken rechnen muss. Gleich am Flughafen wird man von fröhlich musizierenden Einheimischen begrüßt. Diese Schäfchen verwandeln sich aber rasch in vehement Geld einfordernde Wölfe. Weiter geht es durch die Tür, raus ins Taxi-Gehege. Welcher Fahrer schafft es, dem frisch angereisten Touri-Nachschub das Gepäck aus der Hand zu reißen und in seine vor-sich-hin-rostende Rostlaube zu verfrachten? Innerhalb der Stadt trifft man dann auf einige Lamas mit ihren Herrinnen, die sich als traditionelle Andenbewohnerinnen verkleidet haben. Disneyland hat Mickey Mouse, Cusco hat Frauen mit bunten Klamotten und Hüten. Von Perú weiß man ja, dass es dort Lamas gibt. Aber auch in Perú siedeln sich Lamas normalerweise nicht mitten im Stadtzentrum einer Metropolo an. Dort gibt es nämlich kein Futter, aber dafür Devisen für die peruanischen Frauen-Clowns. Diese überwachen nämlich die vorbeispazierenden Touris. Jeder noch so flüchtige Blick auf die Lamas wird mit Schreierei und Geldforderungen geahndet. Auch ansonsten ist es nicht einfach, sich als Person mit heller Hautfarbe in Cusco fortzubewegen. Alle gefühlte 0,4 Sekunden wird man von Verkäufern belästigt, bekommt eine Maniküre angeboten, wird in eine Bar gezogen, muss Slalom um Tour-Guides machen. Und bei alledem darf man sich noch für die lieben Landsleute schämen, die sich komplett diesem Touri-Ambiente anpassen und ein groteskes Bild eines deutschen Touristen aufbauen. Wenn man die BRD-Kartoffeln in Perú sieht, könnte man meinen, in Deutschland wurde das Haarewaschen noch nicht erfunden, es gäbe nur Klamotten in kaki und oliv und in Sandalen sind der letzte Schrei.

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