Freitag, 20. November 2009

Loki del Mar



Unser Hostel in Máncora war die einzige Unterkunft, die zumindest auf den ersten Blick den Anschein machte, auf annähernd westlichem Standard zu sein. Doch die peruanische Realistät hat uns gleich am ersten Tag eines Besseren beleert. Wir mussten 2 Tage, wie auch der Rest des Dorfes, ohne Strom auskommen. Daher gab es in dieser Zeit auch keinen Saft in Máncora. In diesem Teil von Perú wird dieser nämlich nicht im Supermarkt gekauft, sondern direkt aus frischen Früchten hergestellt. An 2 Tagen hatten wir auch kein Wasser in den Zimmern. Das lag daran, dass der Pool neu aufgefüllt worden musste. Das gesamte Wasser wurde benötigt, um das zu schaffen.

Miami im Kleinformat


Unter dieser Überschrift haben mir meine peruanischen Freunde von Máncora vorgeschwärmt. Auch der Lonely Planet beschreibt das kleine Küstenörtchen im Norden des Landes als den Hotspot für die Reichen und Schönen. Am Ort der Träume angekommen, ist mir schnell klar geworden, dass jeglicher Vergleich mit der Partymetropole in Florida nur von Experten kommen kann, die Perú ihr Leben lang noch nicht verlassen haben. Máncora ist sicher ein netter Fleck, um ein paar Tage entspannt Urlaub zu machen. Es gibt Meer, Sand, Schlafplätze und Futter. Nicht mehr, nicht weniger. Um aber beim Vergleich mit Miami zu bleiben, hier ein paar Beispiele: in der US-amerikanischen Stadt verlieren die Strandnixen jegliche Hemmungen, im peruanischen Provinznest lassen nur die Pferde und Hunde am Strand alles fallen, was auch anderswo stinkt. In Miami fahren die Proll-Touris im Hummer vor, in Máncora werden die Möchtegern-Alternativen-Öko-Backpacker von der Motor-Rikscha abgeladen.

Dienstag, 17. November 2009

Tägliches Chaos

Zurück in Lima kommt mir die Hauptstadt schon fast ruhig vor, im Vergleich zum Touri-Terror in Cusco. Nach ein paar Tagen holt mich der Alltag aber schon wieder ein und führt mir mal wieder vor Augen, warum wir alle so glücklich sein können, im reichen Teil der Welt zu leben. Wir haben immer warmes Wasser, bei uns gibt es Ampeln und Verkehrsschilder, unsere Häuser haben ordentliche Fenster und Heizungen, in Geschäften gibt es Wechselgeld, Taxifahrer berechnen jedem den gleichen Preis, in den Autos gibt es Sicherheitsgurte, die Geldautomaten geben kein Falschgeld aus, es gibt Busfahrpläne, die Kinder spielen auf der Straße anstatt zu betteln. Dies sind auch nur die Kleinigkeiten, mit denen ich täglich zu tun habe. Mit den wirklich tragischen, grausamen Unterschieden bin ich glücklicherweise nicht permanent in Kontakt. Raubentführungen gibt es nicht jeden Woche und durch die ärmsten Viertel der Umgebung muss ich nur ab und zu. Je länger ich in Lima bin, desto mehr gewöhne ich mich an diese andere Welt. Allerdings wird mir aber jeden Tag auch deutlicher, dass ich hier nicht bleiben werde und möchte. Ansonsten geht es mir aber gut. Der Sommer fängt an, mach dir keine Sorgen, Roland.

Machu Picchu


Das Aushängeschild Perús ist zu Recht weltberühmt. Ob man Machu Picchu nun für einen mystischen Ort hält oder auf die Transmission übermenschlicher Energie wartet, ist jedem selbst überlassen. Aber beeindruckend ist der heilige Ort der Inka in jedem Fall. Es ist kaum zu glauben, dass es ein Volk vor so langer Zeit geschafft hat, in den Gipfeln eine kleine Stadt aus Stein entstehen zu lassen. Der Blick über die Abhänge ist im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend.

Beispielhafte Dorfentwicklung


Aguas Calientes ist eine kleine Siedlung, die in einer Schlucht liegt, von grünen Hügeln umgeben ist und von einem Wildbach durchquert wird. Einfach idyllisch dieser Ort - vielleicht war er das zu früheren Zeiten einmal. Jetzt ist der Vorort von Machu Picchu ein Musterbeispiel für unkontrollierte Dorfentwicklung. Monströse Beton-Brücken, unverputzte Hochhäuser und überbaute Marktflächen verschandeln diesen Ort. Wie so oft in Perú ist nicht unbedingt das fehlende Geld das Hauptproblem, sondern die Arglosigkeit, mit der man den Dingen freien Lauf lässt.

Zug zum Weltwunder


Um nach Aguas Calientes zu kommen und von dort aus Machu Picchu zu erreichen, muss man mit dem Zug fahren. Es gibt keine andere Möglichkeit, das Ziel zu erreichen. Das Unternehmen Perurail betreibt die Strecke als Monopolist. Also auch dies eine weitere Episode in der unendlichen Geschichte in Sachen peruanischer Devisenbeschaffung. Lobend füge ich aber hinzu, dass die Strecke durchaus seine optischen Reize hat und als gemütliche Sonntagsfahrt etwas zu bieten hat. Im Zug waren wir umgeben von einer deutschen Reisegruppe, die alle Kaufangebote dankend angenommen hat. Das Rudel hat alles aufgekauft, was ein Preisschild hatte, egal wie überteuert oder hässlisch. Kein Wunder, dass Peruaner bei hellhäutigen Personen Reichtum erwarten, wo diese ihr Geld ja schon freiwillig verbrennen.

Valle Sagrado


Nach einem Stadtbesichtigungstag in Cusco ging es am zweiten Tag ins Heilige Tal. Per Touribus wurden wir zu den Überresten einiger Inka-Siedlungen kutschiert. Aber natürlich erst nachdem wir an 2 Märkten abgeladen wurden, um anschließend auf der anderen Seite der Schrott-Verkaufsstellen wieder eingesammelt wurden. Selbstverständlich waren das nicht die einzigen Shoppinggelegenheiten des Tages. Auch während der fahrt wurden wir von zusteigenden Video- und Kuchenverkäufern unterhalten. Zwischendurch durften wir auch ab und zu aussteigen und die tatsächlich interessanten Inkastätten besichtigen. Auf dem Bild sind die für die Inka typischen Terassen zu sehen, auf denen verschiedene landwirtschaftliche Methoden erprobt wurden.

Cusco


Von allden nervlichen Belastungen abgesehen ist Cusco aber zweifelsfrei eine beeindruckende, alte Andenstadt. Imposante Kirchen, gepflegte Parkanlagen und steile Gassen prägen das Stadtbild. Wer die schönen Gebäude besichtigen will, muss gleich eine Eintrittskarte für ganz Cusco kaufen. Natürlich muss an ganz besonderen Orten nochmal extra bezahlt werden.

Touri-Hölle


Wer in Cusco ankommt, muss erstmal tief durchatmen. Zum einen, weil die Luft dort oben in den Anden sehr dünn ist

und man sich tatsächlich ziemlich anstrengen muss. Zum anderen, weil man sofort mit den nervigsten und klischeehaftesten Touri-Attacken rechnen muss. Gleich am Flughafen wird man von fröhlich musizierenden Einheimischen begrüßt. Diese Schäfchen verwandeln sich aber rasch in vehement Geld einfordernde Wölfe. Weiter geht es durch die Tür, raus ins Taxi-Gehege. Welcher Fahrer schafft es, dem frisch angereisten Touri-Nachschub das Gepäck aus der Hand zu reißen und in seine vor-sich-hin-rostende Rostlaube zu verfrachten? Innerhalb der Stadt trifft man dann auf einige Lamas mit ihren Herrinnen, die sich als traditionelle Andenbewohnerinnen verkleidet haben. Disneyland hat Mickey Mouse, Cusco hat Frauen mit bunten Klamotten und Hüten. Von Perú weiß man ja, dass es dort Lamas gibt. Aber auch in Perú siedeln sich Lamas normalerweise nicht mitten im Stadtzentrum einer Metropolo an. Dort gibt es nämlich kein Futter, aber dafür Devisen für die peruanischen Frauen-Clowns. Diese überwachen nämlich die vorbeispazierenden Touris. Jeder noch so flüchtige Blick auf die Lamas wird mit Schreierei und Geldforderungen geahndet. Auch ansonsten ist es nicht einfach, sich als Person mit heller Hautfarbe in Cusco fortzubewegen. Alle gefühlte 0,4 Sekunden wird man von Verkäufern belästigt, bekommt eine Maniküre angeboten, wird in eine Bar gezogen, muss Slalom um Tour-Guides machen. Und bei alledem darf man sich noch für die lieben Landsleute schämen, die sich komplett diesem Touri-Ambiente anpassen und ein groteskes Bild eines deutschen Touristen aufbauen. Wenn man die BRD-Kartoffeln in Perú sieht, könnte man meinen, in Deutschland wurde das Haarewaschen noch nicht erfunden, es gäbe nur Klamotten in kaki und oliv und in Sandalen sind der letzte Schrei.

Unterwegs im Jumbito-Jet


Auf dem Weg nach Cusco war ich mit der Billig-Fluglinie Star Perú unterwegs. So klein wie die Preise war auch das Flugzeug. In Anlehnung an die 747 von Boeing wurde dieser Mini-Flugzeugtyp auf den Namen Jumbito getauft. Er trägt die Flügel auf dem Rücken und ist mit 4 Turbinen ausgestattet. Diese Maschine war die bisher kleinste in meiner Reisekarriere (mal abgesehen von der Antonov aus dem Zweiten Weltkrieg). Dementsprechend hatte ich mit viel Geschaukel gerechnet. Weit gefehlt! So geräuschlos und wackelarm bin ich noch nie geflogen.